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Tag 7
Ganz weit weg von der Natur ...

Eingesperrt in einer Pension

Unser Abend gestern war immer noch begleitet vom schallenden Gelächter über den Outdoorladen-Besuch. Immer wieder schüttelte es uns, bei dem Gedanken, dass wir hinterher Gesprächsthema Nr. 1 gewesen sein müssen. Nachts bekomme ich dann allerdings auch deutlich unsere minimale Ausrüstung zu spüren: Ich habe gefroren, wie ein Lama mit Haarausfall :-) ... weil, kein dicker Schlafsack ...

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Und das obwohl ich mir alles angezogen habe, was ich mit habe auf Tour: Eine Thermo-Leggings, eine lange Hose drüber, ein Langarm-Merino-Shirt, ein langes Top drüber, einen Kapuzenpulli, einen Schal umgewickelt und trotzdem habe ich gefroren, wie ein ... Ach, ja, das sagte ich ja bereits.

Am nächsten Morgen gehen wir es dann ganz relaxt an. Wir breiten all unser Zeug aus, weil es von der Nacht noch ganz klamm ist. Teilweise legen wir die Sachen ausgebreitet ins Gras, teilweise behängen wir unsere Fahrräder damit. Die bessere Hälfte läuft zu Hochtouren auf und spannt eine Wäscheleine zwischen unseren beiden Fahrrädern, damit wir sowas wie einen Wäscheständer haben - genial! Mitten in diesem kreativen Chaos pflanzen wir uns auf den Boden und frühstücken erstmal in aller Ruhe. Die bessere Hälfte kocht mit dem Campingkocher einen astreinen Kaffee und so starten wir in aller Gemütlichkeit und ohne jegliche Entbehrungen den Tag. Was gibt es schöneres, als direkt auf der Erde zu schlafen und dann auch noch genau dort zu frühstücken?! Für mich nichts, soviel steht jetzt schon fest! Eine Frau kommt an unserem Lager vorbei und ruft begeistert: "So geht richtiges Campen!!! Toll, einfach nur toll, dass ihr das macht." Wir müssen lachen und winken ihr zu. Sie hat sich wohl an alte Zeiten erinnert gefühlt und wir fühlen uns in unserem bunten Vagabunden-Dasein bestärkt. Ja, so kenne ich das Campen auch aus meiner Kindheit. Wenn wir uns auf diesem Campingplatz allerdings umgucken, sind wir das einzige Zelt hier. Alles andere sind dicke Caravans und Wohnmobile.

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Um 10.00 Uhr morgens müssen wir dann unser Lager in den Schatten verlagern, weil es schon so heiß ist, dass wir es anders gar nicht aushalten. Ein Blick auf das Thermometer am Tachometer, zeigt das es bereits 23 Grad sind ... um 10.00 Uhr! Was sind das nur für krasse Temperaturschwankungen? Nachts habe ich, trotz heißer Dusche und all meinen Sachen am Körper, gefroren und es ist alles ist klamm von der Nacht. Bereits um 10.00 Uhr morgens (was ja wirkliche keine Uhrzeit ist) hingegen, stehen wir kurz vor einem Sonnenstich. Oh je, und wie soll das bloß gleich werden auf dem Fahrrad? Mutig begeben wir uns auf die heutige "Sauna-Tour". Und das ist nicht übertrieben. Es ist so heiß, wie bis jetzt noch an keinem anderen Tag. Nach 13 km kapitulieren wir und brauchen nun erstmal ganz viel kalte Flüssigkeit und ein paar Snacks - aber bitte im Schatten! Ein Penny rettet unser Leben. Auf dem Parkplatz brennt die Sonne gnadenlos, aber zum Glück gibt es eine kühle Garage, die zwar als Ladezone gekennzeichnet ist, jedoch gibt es weit und breit keinen LKW, von daher retten wir uns in diese Oase. Als wir da so hocken mit unseren Snacks und unseren eisgekühlten Drinks hören wir ein Motorengeräusch, was immer näher kommt. Das gibt es doch nicht, das ist tatsächlich ein Penny-LKW, der abladen will. In letzter Minute können wir uns und unsere Lebensmittel retten, bevor er uns ungesehen über den Haufen gefahren hätte. Wie sich dann herausstellt, kommt dieser LKW nur einmal die Woche zum abladen ... und zwar heute. Mensch, haben wir ein Pech Jetzt bleibt uns noch ein klitzekleiner Kantstein, der zwischen 2 Büschen ein wenig Schatten spendet. Wir sind überfordert und ratlos, was wir in dieser Hitze machen sollen.

 

An ernsthaftes Weiterfahren ist irgendwie nicht zu denken, weil es so stickig und drückend ist und wir das auch an unserem Kreislauf merken. Wackelig starten wir trotzdem einen 2. Versuch ... und scheitern! Kurz vor dem Zusammenklappen retten wir uns in einen nahe gelegenen Wald spannen die Hängematten auf und versuchen hier ein bisschen zu ruhen und die Hitze abzuwarten. Aber die Hitze will nicht weg. Ich gebe ziemlich schnell auf für heute, denn es wären offiziell noch 30 km zum nächsten Campingplatz. Da sehe ich im wahrsten Sinne des Wortes schwarz. Mit Engelszungen schaffe ich es dann die bessere Hälfte davon zu überzeugen, in dieser Notsituation ausnahmsweise in eine kühle Pension zu flüchten. Widerwillig lässt er sich überreden. 70€ kostet uns der Spaß und die bessere Hälfte tönt mürrisch, dass er "für den Preis morgen das Frühstücksbüfett sowas von leer fegen wird." Soll er von mir aus machen, wobei mir schon schlimmes schwant, aber hauptsache ich bin raus.

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Zunächst freue ich mich, dass wir aus dieser Hitze raus sind. Allerdings merke ich schnell, dass es in unserem Zimmer furchbar stickig ist. Es ist fast NOCH schlimmer als draußen. Schon sehne ich mich wieder nach der Natur, denn ich fühle mich hier fast eingesperrt - hinter diesen dicken Mauern und mit dem schwitzenden Teppichboden. Und das schlimmste: ich fühle mich nicht mehr wie ein echter Pilger.

Tja, was soll's! Hier kommen wir für heute Nacht jetzt nicht mehr raus ...

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... und morgen wird einfach das Büffet gerockt und dann gehen wir ganz schnell wieder zurück in unsere Freiheit.

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