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Tag 2
Hängengeblieben in Lüneburg?!

Von Neetze nach Lüneburg (und wieder zurück); 0 km, weil nur mit dem Auto

Es war keine allzu gute Nacht. Zwar sind wir, groggy wie wir waren, relativ schnell eingeschlafen, aber das Moppelchen ist mitten in der Nacht von einem riesigen großen Loch in der Magengegend wach geworden (bis auf die köstlichen Snacks von unserer Freundin, haben wir nach diesem Fahrrad-Marathon nichts mehr gegessen). Zum Glück finde ich im Dunkeln tapsend und mich Muskelkater geplagt rollend an der besseren Hälfte vorbei, unser Rosmarin-Meersalz-Knäcke. Oh, ist das köstlich! Trotzdem denke ich, dass es sehr merkwürdig aussehen muss, wie das Moppelchen hier im Dunkeln sitzt und ein wenig verstört an seinem Knäckebrot knorpst. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig. Mein Körper braucht Kalorien nach diesem Verlust. Nach einer halben Packung stellt sich langsam endlich eine Sättigung ein. Inzwischen habe ich meine Taschenlampe gefunden und fange an im Schummerlicht die gestrigen Ereignisse aufzuschreiben. Mir fällt eine Geschichte nach der nächsten ein und ich muss aufpassen, dass ich hier nicht mit der Taschenlampe in der Hand und den letzten Krümeln des Rosmarin-Meersalz-Knäcke im Mund zusammenbreche, vor lauter, jetzt wieder einsetzenden Müdigkeit. Zum Glück schaffe ich es noch mit letzter Kraft mich neben die bessere Hälfte zu robben, bevor ich in den Jahrhundert-Schlaf verfalle.

Als ich wieder zu mir komme ist das Bett leer. Aus der Küche höre ich Stimmen. Wo bin ich nur? Ich nehme alles wie durch Watte wahr und auch meine Gliedmaßen gleichen der weißen Wolle. Was ist denn mit mir los? Bin ich jetzt etwa im Fahrradhimmel gelandet? Schon am zweiten Tag? Nein, ich schaffe es nochmal mich hochzurappeln und folge den Stimmen aus der Küche. Die bessere Hälfte und unsere Freundin Maria sind munter am lamentieren. Es geht um schwerwiegende Themen, wie Klimaschutz, CO2-Ausstöße und die Vor-und Nachteile der technischen Welt. Wo nimmt mein Gefährte nur diese Kraft her? Ich bin baff! Nun gibt es erstmal Käffchen und dann schaffe ich es doch tatsächlich auch geistreiche Kommentare zu der laufenden Unterhaltung beizutragen. Am Ende unserer Unterhaltung landen wir bei dem Vergleich von Metangasen, die eine Kuh pro Tag ausstößt, im Gegensatz zu dem Verbrauch eines Autos. Wir recherchieren im Internet und Tatsache: die Kuh ist der große Übeltäter. Oha!

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Langsam kommen wir aber wieder zurück zu unseren Plänen. Was waren die nochmal? Ach ja, eine Fahrradtour mal eben nach Spanien. Easy! Um uns jetzt schon wie richtige Pilger zu fühlen, auf dem Weg zum Jakobsweg, wollen wir uns einen Stempel von der Kirche in unseren Pilgerpass geben lassen und dann: so schnell wie möglich los - auf die Räder! Nachdem wir das geschafft haben, bricht auf einmal die bessere Hälfte zusammen. Er hat hämmernde Kopfschmerzen. Oh je, mein Partner in crime, so schwach, dass ist nicht gut. So können wir nicht los. Wir versuchen die Ursache zu ermitteln. Irgendwann ist klar, dass er zu wenig gegessen hat. Das Moppelchen hat sich ja mit dem Mitternachts-Snack über Wasser gehalten und erfreut sich bester Gesundheit. Die bessere Hälfte muss sich nun schnell auch wieder aufladen. Wir beschließen zum Supermarkt zu fahren, um endlich "etwas richtiges" zu essen. Unsere Freundin muss auch einkaufen und fragt ob wir danach nicht Lust hätten, mit ihr ins Freibad zu gehen. "Bei der Hitze braucht ihr doch auch eine Abkühlung!", meint sie felsenfest.  ... 3 Minuten Schweigen ... betretene Blicke ... und dann ... wird eingeklatscht! Alle Vorsätze, von den eben noch geplanten weiteren Kilometern, die abgerissen werden sollen, sind vergessen. Ich muss selbst staunen, wie schnell das geht und hadere zunächst noch mit diesem Einbruch. Als wir dann aber wenig später mit unseren köstlichen Salaten, Früchten und Käsebroten beladen das Naturbad und die Liegen stürmen, ist alles Andere ganz weit weg.

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Wir haben den Spaß unseres Lebens und geben uns hier voll und ganz dem Leben und all seinen wundersamen Wendungen hin. Das ist der Flow! Das ist genau die Freiheit, von der wir die ganze Zeit geträumt haben! Jeden Tag aufs Neue entscheiden, wie weit und wohin es geht - was für ein unglaublicher LUXUS!!! Ich komme mir so weit weg vor, von meiner Heimat - von meinem Leben. Was für ein genialer Trip, an dem wir einfach mal innerhalb von 3 Minuten beschließen noch einen Tag länger zu bleiben. Von daher: Lüneburg, du warst kein Fehler! Du warst die pure Freiheit! Und wir haben einfach nur unsere Arme ausgebreitet und sind mit dir geflogen. Traumhaft!

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