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Tag 7
Happy Birthday im Zug

Von Ettlingen nach Karlsruhe nach Denzlingen

Wir werden auf brutalste Weise um 8.30 Uhr geweckt. Ein Gärtner mäht die Hecke direkt neben unserem Zelt. Er nimmt seinen Job echt ernst, denn es geht ewig. Langsam und schwerfällig pellen wir uns aus den Schlafsäcken. Die letzten Tage hängen uns noch in den Knochen. Die Hitze, die Mücken, die Krankheiten, die Kilometer und der Schlafentzug. Alles richtet sich an diesem Morgen gegen uns und wir haben gar keinen Bock aufzustehen. Widerwillig rappeln wir uns hoch und packen langwierig zusammen. Das ist aber am heutigen Tag unser Glück, denn so sind wir genau fertig, als das Restaurant vom Campingplatz öffnet. Um 11.30 Uhr. Da heute die bessere Hälfte ein Jahr älter wird, hatte ich mir schon heute morgen vorgenommen, dass wir einen schönen Kaffee trinken gehen im Restaurant. Meine kleinen Geschenke möchte ich ihm gerne an einem Tisch überreichen und nicht auf dem harten Zeltboden. So kommt es, dass wir zerstört und leicht müffelnd zwischen vielen Besuchern sitzen, die hier alle zum Mittagstisch anreisen. Aber wir sind viel zu fertig und zu schämen. Das Geburtstagskind freut sich zunächst noch über den Gabentisch.

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Als er dann aber reinschaut, vergeht ihm vorübergehend das Lachen. Ich gebe zu das Sonnenkäppi mit Nackenschutz ist keine Schönheit, aber eben ein 1 A Sonnenschutz! Und da ich seinen verbrannten Nacken während der langen Tage oft von hinten gesehen habe, musste ich etwas tun. Mit viel Überredungskunst setzt er ihn dann nach einigen Minuten des Schocks sogar auf. Er sieht noch nicht so ganz happy aus, aber der Nutzen wird ihn hoffentlich bald überzeugen.

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Leider geht der Morgen nicht so lustig weiter. Auf der Toilette ist der altbekannte Schmerz zurück. Ich wage einen letzten Versuch und scheitere an dem Schotterweg und dem Kopfsteinpflaster. Es ist so schmerzhaft bei jeder Unebenheit und davon gibt's an diesem Tag viele. Noch dazu müssen wir den ganzen Weg, den wir gestern hoch gefahren sind zum Campingplatz, jetzt wieder runterfahren. Wie deprimierend! Wir sind das ganze Stück gestern sozusagen umsonst gefahren. Unten angekommen bitte ich um ein Krisengespräch. Die Lage ist ernst und ich habe nach all den Tagen hin und her mit meiner Blase keine Kraft mehr. Ich sehe keinen Ausweg mehr als für das letzte Stück den Zug zu nehmen. Die bessere Hälfte findet es gar nicht so schlimm. So fertig, wie er heute ist, freut er sich auch über jede Pause. So kommt es das wir 2 Stunden später mit dem Baden-Württemberg-Ticket von Karlsruhe nach Denzlingen fahren. Von Denzlingen aus geht es dann die letzten 8 km per Fahrrad an den Ort unsrer Erholung. Ich schaffe diese Kilometer nur ganz langsam und mit vielen Schweißausbrüchen. Ich spüre da genau: Ja, es war richtig diesen Zug zu nehmen, denn meine Kraftreserven sind leer. Als wir ankommen verfalle ich direkt in einen 5-stündigen Schlaf. Ich wäre gerne mit eigener Kraft hier angekommen, aber es war leider nicht möglich. So müssen wir zu einer anderen Zeit die Etappe ab Karlsruhe bis nach Freiburg nachholen. Aber alles kein Problem! Karlsruhe hat uns sehr gut gefallen und wir haben 2 Freunde dort, also werden wir uns wohl bald wieder sehen. Jetzt wird erst einmal richtig fachmännisch geruht hier in Waldkirch. Ich stoße darauf mal an - mit meinem Brennnesseltee.

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